Mit Änderungen aus
"Familienaufstellungen" von Eva Tillmetz, Kreuz-Verlag, 2000
Wachstum und Veränderung sind möglich! Dafür ist
Virginia Satir (1916-1988), die selbst eine schwere Kindheit und Jugend
erlebte, der lebendige Beweis. Virginia Satir glaubte fest daran, dass jeder
Mensch Entwicklungs- und Wachstumsmöglichkeiten in sich trägt, die im
Verborgenen schlummern und darauf warten, reaktiviert zu werden. Auch war sie
zutiefst davon überzeugt, dass jeder Mensch mit seiner Art, wie er mit anderen
in Beziehung tritt, wie er seine Probleme löst, die für ihn derzeit
bestmögliche Kommunikationsform wählt. Wie er oder sie mit anderen umgeht,
spiegelt eigene Lernerfahrungen und den aktuellen Selbstwert wider.
Gleichzeitig wirkt sich das Verhalten auch auf das Selbstwertgefühl der anderen
aus, so dass die Familienmitglieder sich gegenseitig stärken oder auch
herunterziehen können.
Satir
fand heraus, dass in problembeladenen Familien folgende Faktoren auftreten, die
sich gegenseitig verstärken:
· ein niedriger Selbstwert,
· indirekte, nicht fassbare Kommunikation,
· starre, undurchsichtige Regeln, die nicht hinterfragt werden dürfen und
· wenige, ängstlich-abweisende Kontakte zur Aussenwelt.
Eine wachstumsfördernde Familie zeichnet sich hingegen dadurch aus,
· dass jedes Familienmitglied einen hohen Selbstwert hat,
· dass offen und ehrlich miteinander gesprochen wird und jedes Thema direkt und präzise angesprochen werden darf,
· dass die Regeln in der Familie allen bekannt sind und diese den sich wandelnden Bedürfnissen angepasst werden,
· dass eine Familie mit Nachbarn, Bekannten, insgesamt der Gesellschaft in guter Verbindung steht.
Satirs Arbeit zielte darauf ab, diese vier Schlüsselfaktoren in einer Familie anzuregen. Als Systemtherapeutin sah sie, dass diese sich gegenseitig beeinflussen (vgl. Satir, Virginia: Selbstwert und Kommunikation. Stuttgart 1998. S. 16 f.). In 50 Jahren unermüdlicher Arbeit mit Familien entwickelte sie eine Vielzahl kreativer Methoden, wovon die Familienskulptur und die Familienrekonstruktion die bekanntesten sind. Dabei animierte sie Frauen, Männer und Kinder, all ihre Sinne und ihren ganzen Mut für einen offeneren Umgang miteinander einzusetzen.
Meine fünf unveräusserlichen Freiheiten
Zu sehen und zu hören -
was in mir ist und mit mir
ist,
und nicht, was dort sein sollte,
dort war oder vielleicht sein
könnte!
Zu sagen - was ich fühle und denke,
und nicht, was ich sagen
sollte!
Zu fühlen - was ich fühle,
und nicht das, was ich fühlen
sollte!
Zu fragen - was ich möchte,
und nicht warten, warten,
warten auf Erlaubnis!
Zu wagen - was mich reizt,
statt immer nur »Sicherheit«
zu wählen!
Ich probier's einfach aus!
(Satir,
Virginia/Baldwin, Michele: Familientherapie in Aktion. Paderborn 1999.)