"Wehret den Anfängen"

Workshop mit Jean van Koeverden

[Ergänzung vom 21.11.2005: etwas abweichend von der Ausschreibung ging es dann - den Bedürfnissen der TeilnehmerInnen folgend - mehr darum "den Zeitpunkt nicht zu verpassen".
Also zwischen dem defensiven/zurückhalten/1. Impuls unterdrücken/orientierenden/abwarten bis … und dem offensiven/durchsetzen/verwirklichen/Rolle und Platz einnehmen.]

Wenn ich das nicht tue, nicht einschreite, unterbinde, nicht schon im Keim ersticke, dann…!?

Im Vorfeld bereits, eine Tendenz verstehend-erahnend-deutend, Massnahmen ergreifen, um erwarteten Schaden abzuhalten. Politisch der Auftrag Erich Kästner's an uns und alle Generationen nach der Diktatur. Auf die Bremse drücken vor dem erwarteten Aufprall.

Doch werden die Bedingungen härter, werden möglicherweise einmal eingeschlagene korrekte oder erfolgreiche Pfade verstärkt und wohlwollend erprobte Interventionen verändern ihren ehemals gutgemeinten Charakter. Die vorausschauende schonende Haltung gerät zur Politik der Ruhigstellung vor dem unvermeidlichem Personalengpass im psychosozialen Bereich.

Was passiert? Jede kritische Massnahme, soweit noch nicht weggekürzt, wird entschärft. Leben im Laufstall: 100% Alltag und 0% unvorhersehbare Situationen! Veränderung?

"Stillstand ist Rückschritt" (Hans Jürgen Schultz über Dietrich Bonhoeffer) scheint sich daran zu bestätigen, dass die überwiegende Anzahl von Besuchern von karitativen Tagesstätten und ähnlichen Einrichtungen darin locker ein Jahrzehnt verweilen. Jeden Tag, Woche, Monat die gleiche Struktur, die gleichen Angebote, die gleichen Leute, die gleichen Räume und kämpfen mit denselben Problemen (wie morgens aufstehen o. dgl.). Kultivierte "Erlernte Hilflosigkeit" mit Spareffekt (Psychiatrie ist teuerer). Das ist so wie im Stundentakt die Nordsee nach Öl durchkämmen statt die Umweltverschmutzung zu bekämpfen.

Das ist nur eine These. Und wen sie ärgert, scheint darin eine Bestätigung zu finden.
Es ist indessen leicht zu kritisieren. In jeder guten Suppe wird sich ein Haar finden lassen.

Wohin geht also diese Kritik? Die sozialpädagogische und pflegende Zunft wird gegenwärtig aktiv entwertet: von Ihren Arbeitgebern, Politik und Gesellschaft. Kürzungen in Gehalt, Stellenabbau und Verschlechterung der Arbeitsbedingungen entziehen nicht nur jede Wertschätzung psychosozialer Arbeit sondern mindern Motivation, Engagement und persönliche Courage.

Mit mangelnder "Organisation" (wie Gewerkschaft), Helfersyndrom oder anderen Argumenten möchte ich mich nicht beschäftigen. In meinem Workshop soll es darum gehen, was passieren kann, sich etwas entwickeln zu lassen. Oder sogar zu forcieren. Für manche Therapieschule ist Therapie, parallel zur persönlichen Stabilisierung auch die Krise zu verschärfen. Leben ist die Auseinandersetzung mit Reizen. Nur eine bewältigte Krisensituation ermöglicht individuelle Weiterentwicklung. Nur mit Angebot von Krise - weiterhin im geschützten Rahmen - ist Stärkung von Selbständigkeit möglich.

Nicht nur mit bewegungs- und gestalterischen Medien biete ich in meinem Workshop Erprobung eigener Ansätze im Umgang mit Ordnung und Chaos, Sicherheit und Risiko, Kontrolle und Chance. Was Sie bewegt und wie es das tut, beeinflusst Ihre beruflichen Entscheidungen und Schritte. Es werden keine Lösungen oder Verbesserungen entstehen können, doch vielleicht Bilder, die Ihr Wirken begleiten: "Tue, was Du willst, wenn Du weisst, was Du tust."

Mein Workshop am

·          Fachtag 2001

·          Fachtag 2002

·          Fachtag 2004

www.ikst-mainz.de/fachtag - Stand: 26.7.2005

Impressum: Jean van Koeverden, Mainz, Tel. 06131-618272