Einweihungen - Neun Erfahrungsberichte

Rezension von Andrea Ursina Schulenburg
in "Schlangenbrut - Zeitschrift für feministisch und religiös interessierte Frauen", Mai 2003, Seite 44:

Es waren einmal neun Frauen, die fanden sich über eine Anzeige zusammen und machten sich gemeinsam auf zu einer abenteuerlichen Reise in ihre spirituelle Eigenmacht. Nach dem Motto "Wir Hexen hexen wieder!" fingen sie an, sich zu erinnern, was sie alles schon wussten - und sie teilten es miteinander.

Ich schlage die ersten Seiten des Buches mit dem magischen Titel "Einweihungen" auf, und schon fühle ich mich - wie im Märchen - hineingenommen in die ganz eigene Welt der Geschichtenerzählerinnen. Keine Chance - bliebe ich vor der Schwelle der 13. Tür stehen, so hätte ich zwar meine kritische Distanz gewahrt, meine Neugier darauf, was die Frauen alles miteinander erlebt haben, wäre jedoch nicht befriedigt worden. Also folge ich den Autorinnen in den sehr persönlichen und damit lebendigen Beschreibungen ihrer Einweihungswege, lasse mich ein auf die Stimmungen und Schwingungen ihrer "Communio", die Sabine Gleichmann als ihre spirituelle Wegbegleiterin als "Naturreligion" versteht, schmecke, kaue und verdaue die ganz unterschiedlich gewürzten "spirituellen Süppchen", die eine jede Frau in diesem großen Kessel, der sich "FrauenRitualKreis" nennt, kocht ... - und weiß: Diese Frauen haben mit vielen anderen im "christlichen Abendland" gemein, dass sie Pionierinnen, besser "Piratinnen" (nach Mary Daly) sind, denn sie erobern sich unerschrocken die spirituelle Fremde zurück, in die Frauen hierzulande hineingeboren werden, und sie beheimaten sich auf dem Boden ihrer eigenen Erfahrungen, auf dem sie spüren "das ist meins".

Die allgemeine Einführung über "Initiationen" am Anfang des Buches irritiert eher, als dass sie vorbereitet auf das, was die Leserin als Qualität wie ein roter Faden durch das Buch begleitet: Der Mut von Frauen, einfach anzufangen, ihre Lust, sich selbst und wechselseitig einzuweihen, ihr Selbstverständnis als "seit jeher berufene Priesterinnen", ihre Freude am Experimentieren, ihr Wonnegruseln, sowie ihr Ringen miteinander beim freien Erfinden von Ritualen, die den Wechsel von der einen auf die andere Seins-Ebene ermöglichen sollen, so den Übergang zur "Heilerin", "Krieger-Priesterin", "Königin", "Herrscherin" ...

und auch "Mutter". Die Leserin wird zu einer Zeugin intimer Augenblicke, in denen die "Initiandinnen" sich einander in ihren spirituellen Erfahrungen anvertrauen und zumuten. Auch wenn mich in all der "authentischen Fülle" manchmal der Eindruck einer gewissen Beliebigkeit anschleicht, ich in den "Begriffen und Erklärungen" gegen Ende ein wenig an "esoterisches Einerlei" erinnert werde und das Glossar in vielen Ausführungen "ein Buch mit sieben Siegeln" bleiben dürfte - es ist gut, dass es dieses Buch gibt, denn es ermutigt Frauen, die ansozialisierte spirituelle OhnMacht hinter sich zu lassen und entschieden neue Räume zu betreten.

"Einweihungen. Neun Erfahrungsberichte", Hrg. Anne Stroot, Meussling-Verlag, Bonn 2000, 256 S., 15€

Stand: 15.3.2005 ● www.Aufbaukunst.de

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